Ernährungsberatung Connie Jimbo

Was hat Ernährung mit Spiritualität zu tun?

Ja, gut. Es gibt bestimmt Leute, die wissen, welche Lebensmittel man für die Erleuchtung essen muss. Darum soll es hier aber nicht gehen. Vielleicht in einem späteren Eintrag.

Fangen wir mal vorne an: Was definiere ich persönlich als Spiritualität? Für mich ist das der Ausstieg aus den kollektiven Konstrukten von Planen, Erfolg suchen, so-muss-das-sein Mentalitäten, hinein in den jetzigen Moment. Das Erlebnis, das wir eigentlich schon längst das sind, was wir suchen. Und viel mehr sind als unsere Gedanken und unser Tun. Wir sind das Bewusstsein, das das alles wahrnimmt und die Entstehung des Universums erst möglich macht.

Jetzt müssen wir natürlich trotzdem manchmal was essen.

Der spirituelle Aspekt der Ernährung liegt für mich besonders in der Achtsamkeit, in der wir essen. Uns nicht von unseren Gedanken fortjagen lassen, nicht während dem morgendlichen Brötchen die Zeitung lesen, in Instagram scrollen und uns von Werbebotschaften mitreißen lassen. Sondern darauf zu hören, was unser Körper zu uns sagt. Er ist nämlich gut darin, uns mitzuteilen, was er braucht, aber wir haben im Laufe unserer gesellschaftlichen Konditionierung verlernt, auf ihn zu hören.

Hier liegt einer meiner wichtigsten Ansatzpunkte, eine große Schnittstelle zwischen moderner Spiritualität und gesundheitsförderndem Essverhalten: das Loslösen und Freimachen von sozialer Konditionierung. Sowohl in unserem normalen Alltag als auch in der Ernährung haben wir es oft mit Glaubenssätzen zu tun, mit Dingen, die uns mal gesagt oder beigebracht wurden. Besonders stark wirkt noch das nach, was wir in unserer Kindheit gehört haben. Aber auch die Werbung spielt eine große Rolle. Irgendwo habe ich mal gelesen, eine gute Faustregel für gesundheitsfördernde Ernährung ist: nichts essen, für das Werbung gemacht wird. Gar nicht mal so verkehrt.

Und wie passen Wissenschaft und Spiritualität zusammen?

Ich komme aus der ernährungswissenschaftlichen Praxis, und mache hier ja auch Werbung damit, dass sich meine Beratung an den entsprechenden Standards orientiert. Wie ist das nun einzuordnen?

An der Uni war ich mal für eine Weile als Dozentin und Beraterin für Forschungsmethoden angestellt. In dieser Zeit habe ich mich sehr intensiv damit beschäftigt, wie Wissenschaft funktioniert. Dabei ist mir aufgefallen, dass es in der Diskussion über Wissenschaftstheorie auch ziemlich schnell philosophisch wird, aber so gut wie niemand in der wissenschaftlichen Szene diese Diskussion führt und jeder eigentlich nach bewährtem Schema F vorgeht.

Die Philosophie fängt schon direkt bei der Definition von „Wissen“ an. In der Wissenschaft trifft man oft die Definition von „gerechtfertigter wahrer Meinung“ (klassische Analyse des Wissens, „justified true belief“) an, allerdings wurde das bereits in den sechziger Jahren anhand mehrerer Beispielszenarien von Edmund Gettier (1) infrage gestellt. Es gibt wenig andere relevante Definitionen. Versuch mal selbst, dir eine vollständige und allgemeingültige Definition für das Wort „Wissen“ zu überlegen. Ist schwierig, oder?

Hinzu kommt, dass die Methoden selbst relativ eingeschränkt sind. An sich gehen wir in der Wissenschaft mit zwei Hauptgruppen von Methoden heran: qualitativ und quantitativ. Bei qualitativer Forschung führt man oft Beobachtungen und Interviews durch, interpretiert sie und leitet daraus Theorien her. Quantitative Forschung ist das, was man sich unter Forschung oft vorstellt: statistische Auswertungen von Zahlen und Messwerten. Außerdem gibt es noch eine Kombination von den beiden.

Während die qualitative Forschung also relativ ergebnisoffen ist und somit eher Tendenzen und Vermutungen aufzeigt, sowie für die Bildung ganz neuer Theorien herangezogen wird, kann die quantitative Forschung zwar diese Theorien prüfen, allerdings müssten hochkomplexe Rechnungen durchgeführt werden, um alle Faktoren mit zu berücksichtigen. Pro quantitativer Studie können nur wenige Hypothesen, also ja-nein-Fragen, überprüft werden, da jeder Test relativ aufwändig ist. Oft wird nur eine Hypothese geprüft. Die Welt ist sehr komplex und Statistik extrem fehleranfällig. Ich hatte mal eine Studentin in der Beratung, für deren statistische Auswertung zwei Verfahren infrage kamen. Die Mathematik war sich nicht einig, welches Verfahren für diese Anwendung passt. Ein Verfahren lieferte ein signifikantes Ergebnis, das andere nicht. Es war am Ende also von der Studentin abhängig, welches Ergebnis die Studie liefert.

Das soll jetzt nicht heißen, dass Wissenschaft sinnlos ist. Sie hilft uns, Dinge einzuordnen, Theorien zu bilden. Ich persönlich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sie nur ein eingeschränktes Bild liefert, zu wenig infrage gestellt wird und teilweise auf veralteten Ansichten basiert. Dazu kommen in Zukunft sicherlich weitere Blogeinträge, was Wissenschaft aussagen kann und wo Grenzen liegen.

Hier kommt Spiritualität ins Spiel. Sie bietet den Halt, Ungewissheit auszuhalten. Wenn wir im Jetzt präsent bleiben, auf unsere Intuition hören lernen, dann sind wir in uns gefestigt und lernen auch beispielsweise in unserer Ernährung, intuitiv die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dann stellt Wissenschaft eine Ergänzung dar, eine nette Informationsquelle, von der man sich Hinweise in bestimmte Richtungen holen kann, ohne dass wir uns als scheinbare Quelle der Wahrheit von ihr abhängig machen müssen.

(1) Gettier, Edmund. Is Justified True Belief Knowledge? Analysis, 23, 1963, S. 121–123.

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